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Mit gezielten Auslichtungen fördern die Revierförster die Naturverjüngung. Foto: Anita Merkt

ZeitschriftenLesezeit 2 min.

Intensive Jagd bewahrt Waldflächen vor Verbiss

Wo die Zunahme des Rotwilds den Schutzwald bedroht, müssen Forst- und Jagdbehörden eingreifen. Ein Beispiel ist die Region Interlaken. Dort wird der Hirschbestand zugunsten der Verjüngung reguliert.

Die Hänge sind steil, und die Waldstrasse windet sich in engen Kehren nach oben. Die Asphaltstrasse darunter führt von Interlaken nach Habkern auf 1055 Metern Höhe. Ohne den Schutzwald würde die Strasse wahrscheinlich öfters durch Schlammlawinen oder Steinschlag unpassierbar. Der Verbiss durch Rotwild gefährdet hier die Naturverjüngung, weshalb der sogenannte «Wildraum 11» einer von fünf Projektgebieten ist, in denen die kantonalen Forst- und Jagdbehörden mit höheren Abschusszahlen und forstlichen Schutzmassnahmen den Rotwildverbiss reduzieren wollen.

Der Oberländer Wildhüter Kurt 
Schweizer macht darauf aufmerksam, dass der Wildverbiss nicht nur vom Bestand abhängt. In der Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft seien selbst nachts noch Jogger oder Biker mit der Stirnlampe unterwegs. «Wenn das Wild beim Austritt ständig gestört wird, verharrt es im Wald und ernährt sich vom Austrieb junger Bäume oder von abgeschälter Rinde», so Schweizer. 

Im Gebiet Habkern-Ost nahm die Waldfläche «mit untragbarem Wildtiereinfluss» zwischen 2015 und 2019 von 123 Hektaren (16 Prozent) auf 693 Hektaren (90 Prozent) zu. In Habkern-West von 698 Hektaren (21 Prozent) auf 1686 Hektaren (53 Prozent). «Dies ist für die Verjüngung des Schutzwaldes als dramatische Entwicklung zu bezeichnen», schreibt das Amt für Wald.

Für den Bereichsleiter Waldabteilung Alpen des kantonalen Amtes für Wald, Andreas Lötscher, ist klar: «Wir müssen dem Wald mit intensiver Bejagung und forstlichen Massnahmen ermöglichen, sich weiter auf natürliche Art zu verjüngen.» 

Wichtiger Abschuss von Kühen und Kälbern

Um die Zahl der wünschenswerten Abschüsse zu ermitteln, schätzte das Jagdinspektorat den Bestand an Rotwild, Gämsen und Rehen im Projektgebiet. Und errechnete anhand einer Reproduktionsrate von 35 Prozent die Anzahl Jungtiere. Für das besonders verbissrelevante Rotwild ging das Jagdinspektorat in den Jahren 2019, 2020 und 2021 von einem Bestand von 244, 262 und 240 Tieren aus und leitete daraus das Ziel von 123, 144 und 139 Abschüssen ab. Zusammen mit den Abgängen durch Verkehrsunfälle und Ähnliches kam man so auf Rotwildabgänge von 132, 157 und 147 Tieren. Diese lagen deutlich über 
der auf 85, 92 und 84 geschätzten Anzahl Jungtiere. Da die Abschüsse durch die Jägerschaft zu leisten sind, besteht ein Problem darin, dass diese männliche Trophäentiere bevorzugt. Für eine Bestandesreduktion empfiehlt das Bundesamt für Umwelt aber vor allem den Abschuss von Jungtieren und Kühen. Wie Wildhüter Kurt Schweizer erklärt, darf während der laufenden Jagdperiode deshalb nur ein Fünftel der Abschüsse auf Hirsche entfallen. Zu 80 Prozent soll die Jägerschaft Kühe und Jungtiere erlegen. 

Nach drei Jahren mit intensivierter Rotwildbejagung spricht Schweizer von einer erfolgreichen Bestandesreduktion. Dazu habe beigetragen, dass in der Hauptjagd-
saison zwischen 1. und 20. September mehr als die Hälfte der erfolgten Abschüsse Jungtiere betraf. (Anita Merkt)

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