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Bis zur Pensionierung im Wald – Berufserfahrene brauchen Anpassungen
Vor einigen Jahren hat der Verband Schweizer Forstpersonal erstmals eine Veranstaltung zum Thema «Älterwerden im Forst» durchgeführt. Dabei wurde klar, dass das Älterwerden im Forst ein Thema ist. Es lohnt sich, dieses anzusprechen und darüber nachzudenken. Nicht nur für den einzelnen Menschen, der in der Branche tätig ist, sondern auch für die Betriebe und für die gesamte Waldwirtschaft. Von Birgitt Hunziker Kempf
Der Beruf der Forstleute ist körperlich anstrengend. Bei der Holzerei gleicht ihre Leistung der eines Spitzenathleten. Doch die Frage ist: Hält dies der Körper bis zum Pensionsalter durch? Und was bedeutet das Älterwerden für die Forstleute? Wie gehen sie damit um? Was hält sie gesund?
Wie wir altern, hängt gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen zu 20 bis 30 Prozent mit unseren Genen zusammen, die übrigen 70 Prozent gehen auf das Konto der Umwelt, unserer Lebensgestaltung, der Ernährung und unserer Stressfaktoren. Alle Menschen werden auf individuelle Art reifer und älter. Ein guter, gesunder Alterungsprozess hat mit Eigenverantwortung, Eigenliebe und Bewusstsein zu tun und zu guter Letzt auch mit einer vom Schicksal geschenkten Portion Glück. Rund 300 junge Leute schliessen jährlich ihre Ausbildung zur Forstwartin oder zum Forstwart in der Schweiz ab. Rund 50 Prozent von ihnen entscheiden sich nach der Ausbildung für einen Berufsweg ausserhalb des Waldes. Die andere Hälfte bleibt der Branche erhalten. Diese jungen Menschen bleiben aus Liebe zur Arbeit, zum Wald und zum Forstwartberuf. Sie sind voller Tatendrang, körperlicher Kraft, Energie und Ausdauer. Das Altwerden liegt für die jungen Forstleute noch in weiter Ferne – kaum ein Gedanke vergeuden sie daran. Trotzdem lohnt es sich auch für sie, schon früh über das Älterwerden nachzudenken. Im Forst geht es vor allem darum, seinem wichtigsten Arbeitsinstrument, dem Körper, Sorge zu tragen, ihm zuzuhören, ihn wahrzunehmen, seine Signale ernst zu nehmen und dementsprechend zu handeln – dies eigenverantwortlich das ganze
Arbeitsleben lang!
Die Zeichen des Alterns erkennen
Es gibt grosse Unterschiede, wie Menschen altern. Das weiss auch Stefan Jeggli, allgemein praktizierender Arzt und Arbeitsmediziner aus Freienstein. Nicht der Jahrgang sei entscheidend, sondern die Vitalität von Körper und Geist. Sicherlich, die Kräfte lassen im Alter nach, doch dies kann ein Forstmann mit Erfahrung und Cleverness wettmachen. Ein langjähriger Forstpraktiker respektive eine langjährige Forstpraktikerin kennt seine/ihre Arbeit und kann die (mechanischen) Hilfsmittel wohlüberlegt einsetzen.
Doch es ist nicht zu ändern: Ab 55 Jahren lassen Gehör, Sehkraft, Sehnenelastizität, Muskelkraft und so weiter nach. Das hat Konsequenzen für die Arbeit und die Leistungsfähigkeit. Gemäss Jeggli ist bei älteren Menschen die Regenerations-
fähigkeit des Körpers verlangsamt. Pausen und abwechslungsreiche Arbeit fördert dabei das Gesundbleiben des Körpers. Die Arbeitseinsätze von älteren Mitarbeitenden sind deshalb von den Betriebsleitenden
zu überdenken.
Nichts ist so sicher wie der Wandel
Gedanken über den eigenen Alterungsprozess zu machen und da und dort vielleicht genügend früh etwas zu ändern, lohnt sich. Die Broschüre «Älter werden im Forst» soll die Forstleute in ihren Überlegungen und Gesprächen unterstützen. Ältere Mitarbeitende in den Forstbetrieben dürfen dazu stehen, «reifer zu sein und zu werden». Eine gute Kommunikation innerhalb des Betriebs und vor allem auch mit den Führungskräften ist wichtig und
vermindert Missverständnisse.
Reifere Persönlichkeiten benötigen vielleicht da und dort mehr körperliche Abwechslung in ihrem Arbeitsalltag und mehr Erholungszeit. Auch die Ernährung und die Bedürfnisse des Körpers verändern sich mit den Jahren. Hinzu kommt, dass sich nicht nur der Mensch mit den Jahren wandelt, sondern auch das Umfeld im Wald verändert sich stetig, die Anforderungen an die Handlungskompetenz der Forstleute steigen. Dies bedeutet, dass «man» nicht einfach in Ruhe älter werden kann und darf, sondern sich stets anpassen muss. Denn nichts ist so sicher wie der Wandel.
Wer sich mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und der eigenen Marktfähigkeit stets auseinandersetzt, ist besser gewappnet für das Kommende. Und entdeckt vielleicht auch eine Chance, sich neu zu orientieren und andere Wege zu gehen. Wichtig ist auch, das Finanzielle nicht aus den Augen zu verlieren und die Zeit nach der Pensionierung genügend früh zu planen. Älterwerden ist eine Mischung aus Erlebnissen, Erfahrungen und auch Herausforderungen. Die Broschüre «Älter werden im Forst» begleitet die interessierten Lesenden bei ihrem Weg, inspiriert und unterstützt sie dabei.
* Brigitt Hunziker Kempf ist Journalistin und Mitglied der Arbeitsgruppe und Mitgestalterin der Broschüre «Älter werden im Forst».
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